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TESTBERICHT: MINOX RS-6 2.2–14x50

Solide Allround-Optik mit „Made in Germany“-Anspruch 


MINOX hat in den letzten Jahren seine jagdliche Optiklinie konsequent modernisiert. Mit der RS-6 Serie kehrt die Marke nicht nur optisch, sondern auch technisch zurück ins relevante Mittelfeld der Premium-Zielfernrohre – gefertigt in Deutschland, mit Fokus auf jagdliche Alltagstauglichkeit. Das 2.2–14x50 ist dabei das wohl vielseitigste Modell im Line-up: eine echte Allroundlösung für die kombinierte Tag-, Nacht- und Bewegungsjagd. 

Vielseitiger Vergrößerungsbereich 

Von der Drückjagd bis zum 200-Meter-Schuss – ein Glas für (fast) alles

Mit einer Grundvergrößerung von 2.2-fach bleibt das Sehfeld weit genug für den schnellen Schuss auf flüchtiges Wild. Typisches Einsatzszenario: Drückjagd auf Sauen im Schwarzdorn – die Zielaufnahme gelingt ruhig und intuitiv, ohne Tunnelblick. Im oberen Bereich (14-fach) lassen sich auch entfernte Wildarten sauber ansprechen oder präzise beschießen – etwa Rehwild an der 180-Meter-Kante im Raps.Dieser breite Zoombereich macht das RS-6 zum echten Revierglas: Einmal eingeschossen, bleibt es auf der Waffe – egal ob Blattzeit, Brunft oder Winteransitz.


Kompakter Aufbau für Vorsatztechnik 

Warum kürzer manchmal besser ist 

Mit einer Gesamtlänge von nur 323 mm zählt das RS-6 zu den kompaktesten Gläsern seiner Klasse. Das ist kein kosmetisches Detail – in der Praxis bedeutet es: mehr Platz auf der Waffe für Vorsatzgeräte. Gerade bei der Nachtjagd mit Wärmebildvorsatz auf Sauen zeigt sich, wie entscheidend ein kurzer Aufbau ist, wenn auf Schalldämpfer, Montagehöhe und Augenabstand Rücksicht genommen werden muss.

Dank standardisierter Außendurchmesser kann das RS-6 mit gängigen 56er Klemmadaptern kombiniert werden – ein klarer Fortschritt gegenüber früheren MINOX-Modellen, bei denen Adapter oft nur improvisiert gepasst haben.



Ausstattung & Bedienung 

Durchdacht, funktional – mit kleinen Schwächen 

Die Bedienung ist jagdlich pragmatisch gelöst: Der seitliche Turm regelt sowohl die Leuchtpunkthelligkeit (10 Stufen) als auch den Parallaxenausgleich, der von 45 m bis unendlich reicht. Das reicht für den Ansitz völlig aus – wer allerdings ein Nachsatzgerät nutzen möchte, wird die fehlende Einstellung im Nahbereich spüren. Scharfstellen unter 30 m gelingt nur bedingt, was bei der Waldjagd mit Nachsatztechnik problematisch sein kann.


Der Leuchtpunkt selbst ist fein genug für den präzisen Schuss, auch auf größere Distanzen. Ein Neigungssensor schaltet das Absehen nach 10 Minuten automatisch ab – bei Bewegung reaktiviert sich die Elektronik. In der Praxis funktioniert das zuverlässig, auch nach wiederholtem Anschlagen oder Umsetzen der Waffe. Für einen hellen Tag oder bei Schnee könnte der Leuchtpunkt etwas kräftiger sein.


Ballistikturm & Nachrüstoption 

BDC – wenn es mal weiter geht


Das Glas wird wahlweise mit oder ohne Ballistikturm (BDC – Bullet Drop Compensation) angeboten. Wer weite Strecken jagt – etwa in den Mittelgebirgen oder bei der Feldpirsch auf Fuchs – kann den Turm problemlos nachrüsten. In der Praxis zeigte sich das Klickverhalten beim Einschießen präzise und reproduzierbar. Auch der Quadrat-Test, zur Verifizierung der Klicks, verlief problemlos – keine Überraschungen beim Wiederanschlag.


Praxiseinsatz & Montageroutine 


Erprobt auf Mauser 25 – Alltagstauglichkeit gegeben

Im Test war das Glas auf einer Mauser 25 montiert – geführt für Rehbock, Sau und Fuchs. Die Schienenvariante vereinfachte die Montage deutlich: Glas aufsetzen, verschrauben, fertig. Kein Stress mit Klemmungen, keine Kompromisse bei der Ausrichtung. Bei Dämmerung und bei Neumondansitzen mit Vorsatzgerät zeigte das Glas ein klares, kontrastreiches Bild. Sobald es zu dunkel wird, übernimmt ohnehin die Technik – weshalb übertrieben hohe Lichttransmissionswerte im Vergleich zu früher an Bedeutung verloren haben.


Stärken

  • Extremer Einsatzbereich: 2,2–14x deckt vom flüchtigen Drückjagdszenario bis zum Weitschuss alles ab
  • Kompakte Bauweise: 323 mm Gesamtlänge – ideal für Vorsatzgeräte
  • Leuchtpunkt & Bedienung: 10 Helligkeitsstufen, Bewegungssensor, durchdachte Positionierung
  • Made in Germany: Solide Verarbeitung, gut abgestimmte Mechanik
  • BDC-Turm nachrüstbar: Modular einsetzbar für Langstreckenschützen


Schwächen

  • Parallaxe ab 45 m: Einschränkung bei Einsatz von Nachsatztechnik im Nahbereich
  • Leuchtpunkt: Bei praller Sonne oder im verschneiten Winterwald ist der Leuchtpunkt nicht hell genug.
  • Kein Glas mit "Wow-Faktor" – technisch solide, aber eher unauffällig als innovativ


Fazit


Ein ehrlicher Allrounder für Revierjäger

Das MINOX RS-6 2,2–14x50 ist kein High-End-Showpiece, sondern ein praxisnahes Werkzeug. Es erfüllt jagdliche Anforderungen im Revieralltag zuverlässig – egal ob beim Bock im Mai, beim Sauansitz mit Vorsatzgerät oder beim schnellen Drückjagdschuss im Herbst. Wer ein Allroundglas mit nachvollziehbarer Bedienung, guter Mechanik und deutscher Fertigung sucht, findet hier einen verlässlichen Begleiter ohne überflüssigen Ballast.


Autor

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Ivan von GEARTESTER

Geartester ist die führende Community-Plattform im deutschsprachigen Raum für Outdoor- und Jagdausrüstung. Wir bieten ehrliche und unabhängige Bewertungen von Nutzern für Nutzer, um euch bei der Auswahl der besten Produkte zu unterstützen. Egal ob Jagd, Schießsport, Angeln oder Outdoor-Abenteuer – bei uns findet ihr authentische Testberichte und Empfehlungen. Teilt eure eigenen Erfahrungen und helft anderen, die perfekte Ausrüstung für ihre Aktivitäten zu finden!


Ausrüstung:

Mauser 25 mit RS-6 2.2-14x50
MINOX X-range 10x42